Hamm hat jetzt eine Countdown-Ampel – und Radfahrende dürfen länger stehen

Veröffentlicht von Walter Hupfeld am


Große Neuigkeiten aus Hamm: An der Kreuzung Südring/Goethestraße wurde eine moderne Countdown-Ampel für Fußgänger und Radfahrende installiert. Klingt erstmal gut. Endlich weiß man nicht nur, dass man warten muss, sondern auch wie lange. Fortschritt, der blinkt.

LZA Südring/Goethestraße

Und dieser Fortschritt hat es in sich:
82 Sekunden Wartezeit tagsüber – ganz offiziell, schwarz auf weiß.
Dafür gibt es dann eine Grünphase von ganzen 18 Sekunden. Ein großzügiges Zeitfenster für alle, die Höchstleistungen im Losfahren, Beschleunigen und Durchhuschen erbringen können.

Ein Geschenk für die Radhauptroute – oder so ähnlich

Besonders bemerkenswert ist das auf der Fahrradpromenade, einer der sogenannten Radhauptrouten, die eigentlich das Gegenteil bewirken soll:
Flüssiges, sicheres, attraktives Vorankommen.

Stattdessen bekommt man hier eine Art Naherholungszone für wartende Radfahrende:
82 Sekunden Zeit, um den Rücken zu strecken, über verpasste Termine nachzudenken oder sich zu fragen, warum „radfreundlich“ offenbar bedeutet, dass man Räder überwiegend im Stand benutzt.

Ampelinnovation mit besonderem Lerneffekt

Die neue Countdown-Anzeige ist dabei pädagogisch äußerst wertvoll. Sie zeigt präzise:

  • wie viel Zeit man verliert, wenn Radverkehr keine Priorität hat
  • wie wenig Bedeutung eine Radhauptroute hat, wenn der Autoverkehr dominiert
  • und wie wenig ein Countdown bringt, wenn man hauptsächlich darauf wartet, dass er endlich runterläuft

Die eigentliche Frage

Was wollen wir wirklich?

Eine Ampel, die ehrlich zeigt, wie lange man ausgebremst wird?
Oder eine Stadt, die Radverkehr nicht nur auf dem Papier priorisiert?

Die Kreuzung Südring/Goethestraße liefert jedenfalls eine klare Antwort:
Radfreundlich ist dort vor allem eines – die Anzeige für das nächste Rot.


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