Der Lärmaktionsplan – eine verpasste Chance
Der Rat der Stadt Hamm wird in seiner Sitzung am 10. Dezember über den Lärmaktionsplan 2024 entscheiden. Ein solcher Plan muss alle fünf Jahre von Kommunen erstellt werden, um die Lärmsituation kontinuierlich zu verbessern und die Bevölkerung angemessen vor Lärm zu schützen. Diese regelmäßige Aktualisierungspflicht soll sicherstellen, dass Fortschritte erzielt und Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Lärm schädigt nachweislich die Gesundheit, und an vielen Straßen in Hamm werden die zulässigen Grenzwerte überschritten. Diese liegen bei einem Pegel von 70 dB(A) tagsüber und 60 dB(A) in der Nacht. Eine vom Land bereitgestellte Lärmkartierung informiert die Kommunen über belastete Straßen und hilft bei der Planung geeigneter Maßnahmen.
Eine wirksame Maßnahme zur Lärmminderung ist die Reduzierung der Geschwindigkeit. So wird Tempo 30 als besonders effektiv beschrieben, da es den Verkehrslärm um rund 3 dB(A) senken kann, was einer Halbierung des wahrgenommenen Lärms entspricht. Diese Wirksamkeit wurde bereits 2016 in einer Studie des Umweltbundesamtes bestätigt, die zudem auf positive Auswirkungen auf Emissionen und Verkehrssicherheit hinweist.
Viele Städte haben im Rahmen ihrer Lärmaktionspläne entsprechende Geschwindigkeitsbegrenzungen eingeführt. In Detmold, Dortmund oder Lünen wurde beispielsweise auf innerstädtischen Hauptstraßen Tempo 30 angeordnet. In Hamm hingegen gibt es kaum Maßnahmen zur Temporeduzierung. Abgesehen von der Sternstraße und der Nordstraße sind keine weiteren Einschränkungen geplant.
Der ADFC Hamm fordert seit Langem die Einführung von Tempo 30 auf der gesamten Wilhelmstraße. Diese gehört zu den besonders durch Lärm belasteten Straßen und ist zudem ein Unfallschwerpunkt. Zwischen 2019 und 2023 wurden dort etwa 90 Unfälle mit verletzten Personen registriert, darunter 15 Schwerverletzte und ein tödlicher Unfall. Keine andere Straße in Hamm weist eine so hohe Unfallrate auf – zuletzt war sogar ein Motorradpolizist betroffen. Gleichzeitig ist die Wilhelmstraße ein wichtiger Schulweg für die Berufsschulen und die Schulen im Friedrich-Ebert-Park.
Durch den Lärmaktionsplan könnte eine Geschwindigkeitsreduzierung umgesetzt werden. Doch mit der fragwürdigen Begründung, dies würde den ÖPNV ausbremsen, bleibt die Stadt untätig. Schon das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren zum Lärmaktionsplan wurde kaum publik gemacht. Keine Pressemitteilung der Stadt Hamm wies darauf hin; die Information war lediglich tief auf der städtischen Homepage verborgen. Erst nach einem Hinweis meinerseits berichteten lokale Medien darüber. Der zuständige Dezernent schrieb mir daraufhin scheinheilig: „Es gab dazu Pressemitteilungen bei Radio Lippewelle Hamm am 05.09. sowie im Westfälischen Anzeiger am 06.09.“ Tatsächlich hat Herr Burgard zum Erscheinen dieser Meldungen nichts beigetragen. Es scheint, als sei Bürgerbeteiligung nicht erwünscht. Im Gegensatz zu anderen Städten werden die Vorschläge der Bürger in Hamm weder veröffentlicht noch diskutiert. Stattdessen wird lediglich auf die häufigen Hinweise zur Alleestraße verwiesen.
Die Gesundheit der Bürger scheint den Verantwortlichen in Hamm beim Thema Lärmschutz wenig wichtig zu sein. Kostenlose Möglichkeiten zur Verbesserung des Wohlbefindens und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bleiben ungenutzt. Einer öffentlichen Diskussion über dieses Thema wird offenbar bewusst aus dem Weg gegangen. Stattdessen soll der Lärmaktionsplan möglichst geräuschlos im Rat beschlossen werden – vielleicht aus Angst vor Widerstand, etwa von der „Porschepartei“, die bereits den Umfang von Tempo 30 auf der Adenauerallee infrage stellt.
Ich wünsche mir eine offene Diskussion über Lärm und Verkehrssicherheit. Die Gesundheit der Bürger sollte dabei oberste Priorität haben. Gut begründete Maßnahmen würden – ähnlich wie die Anschnallpflicht oder das Rauchverbot in Restaurants – von der Bevölkerung akzeptiert. Es ist an der Zeit, diesen Weg konsequent zu gehen.
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