Marker Dorfstraße zur Auto-Rennstrecke ausgebaut
Die Marker Dorfstraße hatte einst Fahrrad-Schutzstreifen. Diese wurden vor ungefähr 20 Jahren auf Anregung der Bezirksvertretung Uentrop als Modellversuch veranlasst. Doch dann geschah das Unfassbare: In einer völlig überraschenden Aktion und ohne jede Information der zuständigen Bezirksvertretung wurden diese im März 2022 einfach abgefräst. Informationen dazu finden Sie in diesem Artikel. Übrig blieb eine kaputte Straße mit recht tiefen Fräsrillen, die für Radfahrende unangenehm bis gefährlich waren – aber selbst für Pkws nicht gerade ein Vergnügen.
Jetzt wurde die Asphaltdecke der Marker Dorfstraße erneuert und die Straße wieder autogerecht gestaltet – quasi als Rennstrecke für den PKW-Verkehr. Denn wer braucht schon Fahrradwege, wenn man die Freiheit hat, mit dem Auto so richtig Gas zu geben?
So sieht in Hamm die Verkehrswende auf Kosten des Radverkehrs aus.
Die Gründe für die ursprüngliche Maßnahme waren die Beschwerden eines Anwohners oder einer Anwohnerin, die einen zu schmalen Schutzstreifen monierten und angeblich mit einer persönlichen Klage drohten, sollte es zu einem Unfall kommen. Der Schutzstreifen habe nicht die vorgeschriebene Breite von 1,25 m, führte der Beschwerdeführende aus. Das führte dazu, dass in einer Panikreaktion die Schutzstreifen abgefräst wurden und jetzt eine Reparatur notwendig war.
Die Hintergründe dieser Aktion bleiben im Dunkeln. Man hatte das Gefühl, dass den juristischen Beratern der Unterschied zwischen Schutzstreifen und Radfahrstreifen nicht klar war. Die Empfehlungen in der ERA 2010 sehen eine Mindestbreite für Schutzstreifen von 1,25 m vor. ERA 2010 wird primär als Richtlinie bei der Neuerstellung und wesentlichen Änderung von Straßenverkehrsanlagen herangezogen. Sie hat keinen verbindlichen Charakter, im Gegensatz zur RASt (Richtlinien für die Anlage von Straßen). Die RASt macht aber keine Angaben über die Breite von Schutzstreifen.
Das Oberverwaltungsgericht Hannover hatte schon 2018 die Klage eines Bürgers gegen Schutzstreifen in letzter Instanz abgewiesen – die Maßnahme war also auch aus juristischer Sicht völlig überflüssig.
Jetzt wurde für viel Geld, nämlich geplant satte 124.000 €, die Marker Dorfstraße wieder zur autogerechten Rennstrecke umgebaut, auf Kosten des Radverkehrs und das völlig ohne Grund.
Im Mängelmelder der Stadt Hamm wurde bereits vom ADFC-Vorstandsmitglied Andreas Bert auf die Situation für Radfahrende aufmerksam gemacht. “Die neue ‚Rennstrecke‘ für Autos ist fertig. Gemeint ist die Marker Dorfstraße von der Ostwennemarstraße bis zur Straße Am Hagenkamp. Hier wird man gerade bei Gegenverkehr als Radfahrer zu schnell und mit zu geringem Sicherheitsabstand überholt. Bitte hier unbedingt Tempo 30 prüfen, zumal es sich um einen Schulweg handelt und es an der Feuerdornstraße eine Kita gibt. Zeitnah würden Piktogramme auf der Straße helfen.”
Die Antwort kam schnell, als wäre sie bereits vorformuliert gewesen:
“Für die Einrichtung eines Tempo 30-Bereiches fehlt die gesetzliche Grundlage, diese dürfen nur in unmittelbarem Umfeld von Schulen, Kindergärten, Einrichtungen etc. beschildert werden. Die Marker Dorfstraße befindet sich weiterhin in Beobachtung. Sollten Verstöße oder Auffälligkeiten festgestellt werden, können im Anschluss entsprechende Maßnahmen (wie beispielsweise Piktogramme) umgesetzt werden. Nach aktuellem Stand werden jedoch keine Veränderungen vorgenommen.”
So geht fahrradfreundliches Hamm.
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