ADFC fordert Radverkehrsbeauftragten für Hamm – schon seit 1986

Veröffentlicht von Walter am

In den letzten Wochen haben wir im Vorstand des ADFC und beim Radlerstammtisch immer wieder über die Forderung nach einem Radverkehrsbeauftragten diskutiert. Wir halten eine solche Stelle für dringend erforderlich. Der Radverkehrsbeauftragte sollte an herausgehobener Stelle in der Stadtverwaltung die Entwicklung des Radverkehrs vorantreiben und auch Ansprechpartner für Politik und Verbände sein.

Zufällig fiel mein Blick vor einer Woche auf einen Zettel aus dem Jahr 1986 an der Pinnwand des ADFC-Fahrradbüros und ich traute meinen Augen nicht. Vor 37 Jahren, noch vor der Gründung des ADFC-Kreisverbandes, hatte der ADFC-Ortsverband Hamm die gleiche Forderung aufgestellt. Eigentlich könnte man den Brief so noch einmal an die Stadt Hamm schicken, denn die heutigen Forderungen unterscheiden sich in den zentralen Punkten nicht von den damaligen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir bitten Sie zu beschließen bzw. zu empfehlen, daß für alle Fahrradbelange in der Stadt Hamm ein Fahrradbeauftragter (FB) ernannt wird.
Der FB sollte möglichst einem Abteilungsleiter (oder höher) in der Funktion/ Kompetenz und Besoldung gleichstehen. Einige Aufgaben die der Fahrradbeauftragte wahrnehmen sollte:
Ansprechpartner in Fahrradfragen für alle Bürger und Organisationen
Bauanträge die Fahrradinteressen berühren zur Prüfung/Genehmigung erhalten (Vetorecht)
Fahrradfahrerinteressen in den Generalverkehrsplan einbringen
Radwegebau überwachen
Fahrradwerbung vornehmen
Stimme in Verkehrsrat erhalten
usw ..
Als wichtig erachten wir, damit der FB nicht nur Alibiträger der Verwaltung wird, daß als FB nur jemand ernannt wird, der bisher schon als engagierter Fahrradfahrer und Alltagsradler in Erscheinung getreten ist.
Mit freundlichen Grüßen

Schreiben der Ortsgruppe des ADFC an den Beschwerdeausschuss aus dem Jahr 1986
Schreiben der Ortsgruppe Hamm aus dem Jahr 1986

Nun könnte man sagen, dass Hamm doch eine Fahrradbeauftragte hat. Allerdings ist diese Stelle nicht im Tiefbauamt, sondern im Stadtplanungsamt angesiedelt und u.a. mit Marketingaufgaben betraut. Derzeit wird die Stelle vertretungsweise von einem Werkstudenten wahrgenommen. Was die Stadt aber braucht, ist eine Person, die sich an verantwortlicher Stelle für den Radverkehr einsetzt und sich auch durchsetzen kann. Diese Stelle des Fahrradbeauftragten entspricht genau nicht den Forderungen der ADFC-Ortsgruppe von vor 37 Jahren.

Der Rat der Stadt Hamm hat beschlossen, dass die Stadt bis 2035 klimaneutral werden soll. Dazu gehört auch eine Verkehrswende mit einer Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) hin zu mehr Fuß- und Radverkehr sowie öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV). Derzeit erarbeitet die Stadt einen Masterplan Mobilität und einen Nahverkehrsplan. Für den Radverkehr werden Radhauptrouten geplant. Abgesehen davon, dass von diesen Planungen bisher kaum etwas umgesetzt wurde, fehlt ein echter Radverkehrsplan für die Stadt.

Nicht Werbung und Marketing motivieren zum Radfahren, sondern eine gute Radinfrastruktur. Wir brauchen einladende Radwege, dann fahren die Menschen auch mit dem Rad zum Einkaufen, zur Arbeit und zur Schule. Um das umzusetzen, braucht es eine Person in leitender Funktion, die sich ausschließlich für den Radverkehr und die Nahmobilität einsetzt. Dann kommt es hoffentlich nicht zu so gruseligen Wegeführungen wie jetzt im Auenpark.

Die Forderung nach einem Radverkehrsbeauftragten in Hamm ist so aktuell wie 1986 und sollte angesichts der Herausforderungen der Klimakatastrophe neu überdacht werden.


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